Schlaf als Luxusgut – Saison

Die Plattform „Hotel der Zukunft“ widmet sich in ihrem aktuellen Trend-Guide dem Thema Schlafen. Denn man ist sich in der Trendforschung einig: Das Thema beschäftigt immer mehr Menschen und wird damit auch für Hotels relevant.

BITTE NICHT STÖREN

Entstanden ist der aktuelle Trendguide der Plattform „Hotel der Zukunft“ im Zusammenwirken von Wirtschaftskammer Österreich, Prodinger Tourismusberatungs GmbH, Zukunftsinstitut Österreich – und auf Basis folgender Ausgangslage: Wenn in Umfragen 80 Prozent der Deutschen angeben, Schlafprobleme zu haben, muss das auch für die Hotellerie ein Thema sein.

Für Harry Gatterer, Trendforscher und Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, ist diese Entwicklung ein Zeichen unserer Zeit. In einer, wie er es formuliert, hochtrabenden, intellektualisierten und volldigitalisierten Welt hätten wir die Normalität aus den Augen verloren, und Schlaf sei dafür das beste Beispiel: „Obwohl schlafen das Normalste der Welt ist, hat die Mehrheit der Menschen Probleme damit. Und Trends entstehen häufig als Antwort auf Mangel. Schlafen ist der neue Luxus.“ War es noch vor Kurzem Ausdruck der Leistungsgesellschaft und gleichgesetzt mit Erfolg und Macht, wenig zu schlafen, dreht sich dieses Blatt gerade. Schlafen wird immer mehr zu einem gesellschaftlichen Thema, weshalb Gatterer schlussfolgert: „Die Relevanz für die Gesellschaft macht es zur Relevanz für Hotels als Schlafanbieter.“Das richtige Raumklima. Wasein Hotel legitimiert, ist die Übernachtung. Seinen Gästen einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen, gehört zu den Kernkompetenzen. „Diese Ursächlichkeit wollten wir mit dem Trend-Guide wieder in den Mittelpunkt stellen“, erzählt Harry Gatterer. In der Praxis seien es oft Kleinigkeiten, die ein Hotel recht schnell und einfach umsetzen kann, um ein besserer Schlafanbieter zu sein. Wichtig ist auch hier ein viel, aber selten zu Unrecht bemühtes Credo: Der erste Eindruck – in diesem Fall des Hotelzimmers – zählt.

Der Gast sollte sich sofort wohl und heimelig fühlen und dabei spielt die Zimmertemperatur eine entscheidende Rolle. Die sollte zwischen 16 und 18 Grad liegen. Ist es zu warm, schläft man schlechter, weil der Körper das Schlafhormon Melatonin nicht mehr ausreichend produziert. In den meisten Fällen ist es in Hotelzimmern mit oft 22 Grad aber zu warm.Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatungs GmbH, glaubt auch, dass die Luftfeuchtigkeit in den Hotels zu wenig Beachtung geschenkt wird: „Vielleicht auch wegen der Wellnessangebote, welche die hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen. Im Winter stellt dies ein großes Problem dar.“ Denn auch zu trockene bzw. zu feuchte Luft beeinträchtigt die Schlafqualität.

Tirol selbst habe dabei bereits per se das Potenzial, Schlafparadies für Erholungssuchende zu sein. So meint Harry Gatterer: „Die Natur hat Tirol in vielen Bereichen sicher einen Startvorteil gegeben.“ Tourismusberater Thomas Reisenzahn betont vor allem die positive Wirkung der Tiroler Zirbe. Forschungen haben ergeben, dass die Zirbe Belastungen der Herzfrequenz eines Menschen reduziert. Beim Aufenthalt in Zimmern mit Zirbenholz fühle man sich stressfreier und entspannter. Auch der Erholungsprozess des vegetativen Systems wie Herztätigkeit, Blutströme, Atemtiefe und Atemfrequenz wird beschleunigt.Im Trend-Guide werden auch internationale Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Die Hotelkette Four Seasons etwa bietet ihren Gästen zahlreiche Infos zum Thema Schlaf und hilft bei der Analyse der eigenen Schlafpräferenzen. Mit verschiedenen Experten widmet man sich den Aspekten Entspannung, Sport und Ernährung. Unter dem Hashtag #inbedwithFS werden Gäste aufgerufen mitzuteilen, wie sie ihr eigenes Schlafzimmer zur Erholungs-Oase machen. Andere Hotels bieten zum Beispiel eine Auswahl an verschiedenen Kissen. Das Andaz Hotel London hat seinen Gästen kurzzeitig das Angebot gemacht, sich Geschichten vorlesen zu lassen. Im Corinthia Hotel, ebenfalls in London, steht ein spezielles Schlaf-Menü auf der Speisekarte, das durch zum Beispiel magnesiumhaltiges Essen den Melatoninhaushalt anregt. Internationaler Vorreiter ist auch das Hotel Weisses Rössl in Salzburg.

EINFACHE TIPPS FÜR HOTELS

Tourismusberater Thomas Reisenzahn nennt einige Beispiele, wie Hotels ihre Qualität als Schlafanbieter verbessern können:

  • Raumtemperatur zwischen 15 und 18 Grad
  • Weniger als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit
  • Absolut handyfreie Zone im gesamten Betrieb
  • Nur klassische oder entspannende Musik in den Speiseräumen, keine Radiomusik
  • Kein Internetzugang in den Zimmern
  • „Netzabkoppler“ in den Sicherungskästen, die den Stromkreis vom Netz trennen (Netzfreischalter)
  • Fernseher mit Netzabkoppler
  • Telefon im Zimmer nur schnurgebunden• Spezielles Abschirmvlies für die Innenwände

Dort wurden Messungen in mehreren Zimmern vorgenommen, um anschließend das ideale Umfeld für erholsamen Schlaf schaffen zu können: eine schützende Raumatmosphäre, frei von störenden elektromagnetischen Einflüssen. Auch Sport, Bewegung und Ernährung werden hier bewusst für eine bessere Schlafqualität eingesetzt.Das Handy an der Rezeption abgeben? Mit dem Stichwort „Digital Detox“, dasfür einen bewussten Umgang mit Smartphone und Co. steht, könnte auch ein neuer Hoteltyp immer mehr Gäste finden. In Offline-Hotels gibt es entweder gar keinen Internetzugang oder nur in bestimmten Bereichen – bestimmt aber nicht in den Schlafzimmern. Der Wunsch nach Entschleunigung und das Bedürfnis, im Urlaub „offline“ zu sein, scheinen immer größer zu werden. Thomas Reisenzahn glaubt, dass er auch in Zukunft noch größer wird. Ein wenig habe man sich in der Hotellerie in einer Digitalisierungswelt verrannt und auf seine Kernkompetenzen – wie die Übernachtung – vergessen.

Reisenzahn betont daher: „Hier zeichnen sich neue Geschäftsfelder ab. Die Hotellerie darf diese Entwicklung nicht verschlafen.“

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